Wie gelingt die Umsetzung? Bio-regionale Gemeinschaftsverpflegung in der Metropolregion Nürnberg
Etwas mehr als ein Jahr ist nun vergangen seit der Auftaktveranstaltung zum Projekt GemüseWert. Zeit, um Bilanz zu ziehen und konkrete Schritte zu formulieren, wie wir noch stärker in die Umsetzung kommen.
Der Bereich der Gemeinschaftsverpflegung wurde in der Tat ganz schön auf die Bewährungsprobe gestellt. So wirkt sich die Corona-Pandemie noch immer auf die Essenszahlen aus, welche v.a. in den Betriebskantinen noch immer weit unter dem Durchschnitt liegen. Hinzu kommen die durch den Ukraine-Krieg gestiegenen Energiepreise und eine anhaltend hohe Inflation von ca. 9 %.
Wer war anwesend?
Zum 2. Netzwerktreffen haben sich am 22.09.2022, vergangenen Donnerstag, 50 Stakeholder aus dem Bereich Gemüseerzeugung, Verarbeitung, Wissenschaft, Verwaltung der Landwirtschafts/-Ernährungsämter, Handel, Logistik, Regionalinitiativen, Anbauverbänden, und Stadträten aller Parteien getroffen, um den Status quo der bio-regionalen Gemeinschaftsverpflegung in der Metropolregion Nürnberg zu beleuchten und erste Schritte zu formulieren, was es für einen Ausbau des bio-regionalen Gemüseanteils nötig ist.
Wie ist der Stand der Dinge allgemein?
Aktuell liegt deutschlandweit der Bio-Umsatz in der Außer-Haus-Verpflegung lediglich bei etwa 1% des Umsatzes der gesamten Außer-Haus-Verpflegung. Da zu dieser auch Tankstellen, Imbisse, und Restaurants zählen, liegt der alleinige Gemeinschaftsverpflegungsumsatz noch darunter. Darin liegt aber auch ein enormes Potential. Von dem Image- und Bildungsaspekt, welcher von den Kommunen gezielt angestoßen werden kann mal ganz abgesehen.
Was war Thema?
Zu Beginn des Treffens hat der Projektleiter, Felix Schmidling, den Stand der Dinge und die bereits bestehende Vernetzung und Best-Practice Beispiele im Projekt GemüseWert erläutert.
Im Anschluss daran hat Prof. Dr. Jan Niessen, Leiter des Studiengangs Management in der Öko-Branche, die Forschungsergebnisse der leitfadengestützten Experteninterviews vorgestellt und die Ansprüche jedes Akteurs der Wertschöpfungskette übersichtlich ins Verhältnis gesetzt.
Abschließend hat die HofladenBOX, vertreten durch die Gründerin Mareike Schalk und die Geschäftsführerin Lena Haunschild, gelebte Regionalität im Rahmen Ihres Onlineshops für Hofläden vorgestellt und eine mögliche Logistikkooperation mit der Franken-Gemüse Knoblauchsland eG für mikrologistische Lösungen in Aussicht gestellt.
Durch die eingangs beschriebene sozio-ökonomische Lage stellt sich gerade jetzt die Frage, wie kann ein ohnehin schon knapp bemessenes Budget von 72 € pro Kind im Monat für Mittagessen & Zwischenmahlzeit in kommunaler Krippe, Kitas & Hort, noch genug Geld abwerfen für den/die Erzeuger*innen und die restlichen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette?
Festzuhalten bleibt, es scheitert nicht an der Verfügbarkeit von bio-regionalen Gemüse während der Saison aus dem Knoblauchsland. Es benötigt lediglich eine gesteuerte Koordination der Bedarfe über eine geeignete Onlineplattform und es muss ein angemessener Preis entlang der Wertschöpfungskette bezahlt werden.
Was ist der nächster Schritt?
Dazu haben sich die Teilnehmer*innen des Netzwerktreffens auf fünf Thementische verteilt, um erste Potentiale & offene Fragen in Kleingruppen zu sammeln und mögliche Maßnahmen zu diskutieren, welche für die Umsetzung hilfreich sein könnten.
Die Thementische waren in folgende Schwerpunkte unterteilt:
TISCH 1: Was kann Stadtpolitik tun?
TISCH 2: Was ist der Mehrwert von bio-regionalen Gemüse?
TISCH 3: Suche-Biete Plattformen stellen sich vor?
TISCH 4: Logistik in der Gemeinschaftsverpflegung
TISCH 5: freie Themenwahl (Zukunft in der Gemeinschaftsverpflegung)
Welche Fragen waren nach dem Treffen noch offen?
- Die große Frage ist dabei, wie schaffen wir es Ausschreibungen so zu gestalten, dass wir nicht gegen das EU-Diskriminierungsverbot verstoßen und dennoch die Wertschöpfung vor Ort voranbringen? Wie sind aktuell die Mindest- und Bewertungskriterien (oder auch Sollkriterien) formuliert? Wo könnte man noch nachschärfen, um den regionalen Bio-Bezug für die nächste Ausschreibung ab 2027 zu erhöhen?
- Wie kann die Stadt Nürnberg, die Träger der Bildungseinrichtungen & Careeinrichtungen ist, eine Querfinanzierung anstoßen, um bei der Einführungsphase des Bezuges bio-regionaler Rohstoffe zu unterstützen?
- Mikrologistik in der Metropolregion Nürnberg. Wer fährt eigentlich wohin? Um mögliche Lieferfahrten zu bündeln & regionale Warenströmen aufzuzeigen, sucht das Projekt „Transportkooperationen für Regionalprodukte“ als Teilprojekt von ReProLa (Regionalproduktspezifisches Landmanagement in Stadt-Land-Partnerschaften) Tester für die Kooperationsplattform.